10. April 2025
Die digitale Welt sollte für alle da sein – doch aktuell ist sie das nicht. Über 1,3 Milliarden Menschen leben weltweit mit einer Behinderung. Trotzdem ist nur ein Bruchteil des Internets wirklich barrierefrei. Gerade im E-Commerce bedeutet das: Viele Menschen werden beim Online-Shopping ausgeschlossen. Ein barrierefreier Online-Shop sorgt dafür, dass auch Nutzer:innen mit Seh-, Hör- oder motorischen Einschränkungen problemlos einkaufen können.
Dabei ist Barrierefreiheit schon lange kein Zukunftsthema mehr – sie wird jetzt konkret. Ab dem 28. Juni 2025 müssen Online-Shops in der EU barrierefrei sein. Das schreibt der European Accessibility Act (EAA) vor. Wer bis dahin nicht nachgebessert hat, riskiert Abmahnungen, Bußgelder – und das Vertrauen seiner Kund:innen.
In diesem Beitrag erfährst du, was Barrierefreiheit im E-Commerce bedeutet, wie du deinen Shop jetzt noch rechtzeitig anpasst – und warum sich das für dich doppelt lohnt.
Barrierefreiheit im Online-Shopping
Rund 15 % der Weltbevölkerung leben mit einer Form von Behinderung. Im Alltag stoßen sie immer wieder auf Hürden – auch online. Besonders im E-Commerce kann das schnell zu Frust führen. Die größten Herausforderungen im Überblick:
- Sehbehinderungen: Kleine Schriften, schlechte Kontraste oder fehlende Alternativtexte machen Inhalte unlesbar. Auch Menschen mit Farbsehschwächen – z. B. Rot-Grün-Blindheit – haben oft Schwierigkeiten bei der Orientierung.
- Hörbehinderungen: Ohne Untertitel oder Transkripte bleiben viele Audio- und Videoinhalte unverständlich.
- Motorische Einschränkungen: Kleine Buttons, komplexe Navigationen oder eine ausschließlich mausgesteuerte Bedienung erschweren den Zugang erheblich.
Ein barrierefreier Shop reagiert auf diese Bedürfnisse – z. B. mit Tastatur-Navigation, Untertiteln für Videos oder klar strukturierten Formularen.
Warum Barrierefreiheit im E-Commerce?
Ob Seh-, Hör- oder motorische Einschränkungen – viele digitale Angebote sind für Menschen mit Behinderungen schwer oder gar nicht nutzbar. Gerade im E-Commerce wird das zum Problem: Wenn Buttons zu klein, Kontraste zu schwach oder Videos ohne Untertitel sind, scheitert der Einkauf oft an Kleinigkeiten. Das Ziel: Jede:r kann einkaufen. Ohne Hürden.
Barrierefreiheit ist mehr als eine nette Geste – sie ist ein echter Erfolgsfaktor im E-Commerce:
- Soziale Verantwortung: Jeder Mensch hat ein Recht auf Teilhabe – auch online. Inklusion sollte kein Sonderfall sein, sondern Standard.
- Rechtliche Pflicht: Gesetze wie der Americans with Disabilities Act (ADA) in den USA oder der European Accessibility Act (EAA) in Europa machen Barrierefreiheit in vielen Fällen verpflichtend – spätestens ab 2025.
- Wirtschaftlicher Vorteil: Wer seinen Shop für alle zugänglich macht, erreicht mehr Menschen – und erhöht seine Chancen auf mehr Umsatz.
Was verlangt das Gesetz?
ADA – Americans with Disabilities Act (USA)
Seit 1990 schützt das US-Gesetz Americans with Disabilities Act (ADA) Menschen mit Behinderungen vor Diskriminierung. Ursprünglich für den physischen Raum gedacht, gilt es heute auch für digitale Angebote – also Websites und Online-Shops. Und: Auch internationale Anbieter, die in den USA verkaufen, müssen sich daran halten.

EAA – European Accessibility Act (EU)
2019 verabschiedet, verpflichtet der European Accessibility Act (EAA) zudem alle EU-Staaten, ab 2025 verbindliche Regelungen zur digitalen Barrierefreiheit umzusetzen. Auch dein Online-Shop fällt darunter – wenn du in der EU verkaufst.
Deadline: 28. Juni 2025
Mit dem EAA verpflichtet die EU alle Mitgliedsstaaten, digitale Produkte und Dienstleistungen barrierefrei zu gestalten. Für dich als Shopbetreiber:in heißt das konkret: Dein Online-Shop muss bis zum 28. Juni 2025 barrierefrei sein. Die Anforderungen betreffen Navigation, Darstellung, Inhalte und Funktionen.
Übrigens: Auch internationale Regelungen wie der ADA (Americans with Disabilities Act) greifen, wenn du Kund:innen in den USA hast – hier gab es in den letzten Jahren bereits Tausende Klagen.
10 Maßnahmen für deinen Online-Shop
Barrierefreiheit klingt nach einem Großprojekt – muss es aber nicht sein. Viele Verbesserungen lassen sich mit überschaubarem Aufwand umsetzen. Ein Überblick:
- Tastatur-Navigation ermöglichen: Dein Shop sollte auch ohne Maus bedienbar sein.
- Textgrößen anpassbar machen: Nutzer:innen müssen Schriftgröße und Zoom nutzen können, ohne dass Layout oder Inhalte zerstört werden.
- ALT-Texte für Bilder einfügen: So können Screenreader die Inhalte vorlesen.
- Untertitel & Transkripte für Videos: Videos ohne Ton? Kein Problem, wenn es Untertitel gibt.
- Gute Kontraste verwenden: Texte müssen auch für Menschen mit Sehschwächen gut lesbar sein.
- Formulare verständlich gestalten: Klare Beschriftungen und hilfreiche Fehlermeldungen sind Pflicht.
- Klickbare Elemente groß genug gestalten: Besonders wichtig für Nutzer:innen mit motorischen Einschränkungen.
- Responsive Design umsetzen: Die Website muss auf allen Geräten funktionieren – vom Smartphone bis zum großen Monitor.
- Lesbare Schriftarten wählen: Klar, deutlich und ohne Schnörkel.
- Barrierefreien Support anbieten: E-Mail, Sprachausgabe oder Chat – erreichbar für alle.
Tipp für Shopify-Nutzer:innen: Shopify bietet hilfreiche Leitfäden für barrierefreies Design. Zudem gibt es einige Apps, mit denen du die Barrierefreiheit deines Shops verbessern kannst – etwa automatische Vorlesefunktionen, Farbkontrast-Tools oder barrierefreie Themes.
Lohnt sich der Aufwand? Ganz klar: Ja.
Ein barrierefreier Shop bringt nicht nur mehr Fairness ins Netz – sondern auch ganz konkrete Vorteile:
- Mehr Reichweite: Du erreichst Millionen Menschen, die bislang ausgeschlossen waren.
- Besseres SEO: Barrierefreie Websites schneiden bei Google oft besser ab.
- Höhere Conversion-Rates: Wer sich gut zurechtfindet, kauft wahrscheinlicher.
- Zukunftssicherheit: Du erfüllst bereits heute gesetzliche Anforderungen von morgen.
- Stärkeres Markenimage: Soziales Engagement zahlt auf deine Marke ein – glaubwürdig und sichtbar.
Was passiert bei Verstößen?
Wer gegen gesetzliche Vorgaben wie den ADA verstößt, riskiert ernsthafte Konsequenzen – von Abmahnungen bis zu Schadensersatzklagen. In den letzten Jahren gab es bereits zahlreiche Verfahren gegen Online-Shops, die nicht barrierefrei waren.
Wichtig zu wissen: Unwissen schützt nicht vor Strafe. Deshalb ist jetzt der richtige Moment, deinen Shop zu überprüfen und zu optimieren.
Barrierefreiheit ist deine Chance – und bald Pflicht
Barrierefreiheit im E-Commerce ist längst keine Option mehr sondern ein zentraler Bestandteil digitaler Verantwortung. Und ab dem 28. Juni 2025 auch gesetzlich vorgeschrieben.
Mach deinen Shop zu einem Ort, an dem sich alle willkommen fühlen – egal, welche Einschränkungen sie mitbringen. Du verbesserst damit nicht nur die Nutzererfahrung für Menschen mit Behinderungen, sondern stärkst gleichzeitig deine Marke, dein SEO und deine Umsätze.
Barrierefreiheit bringt alle weiter – deine Kund:innen, dein Business und die Gesellschaft.